Ulf Stolterfoht, geboren am 8. 6. 1963 in Stuttgart, studierte nach Abitur und Zivildienst von 1985 bis 1990 Germanistik und Allgemeine Sprachwissenschaft in Bochum und Tübingen. Seit 1994 lebt er in Berlin, seit 2000 als freier Schriftsteller. Er war Lyriklehrer an den Instituten in Leipzig, Biel, Kopenhagen und Wien.Poetikdozenturen hatte er an den Universitäten Hildesheim (2009), Utrecht (2013) und Heidelberg (2019) inne. Stolterfoht ist Mitglied der Berliner Akademie der Künste, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und des PEN-Zentrums Deutschland. Er ist zudem Knappe der Lyrikknappschaft Schöneberg und betreibt den Verlag BRUETERICH PRESS sowie die Netzzeitschrift „KLEINE AXT – Nachrichten aus dem Widerstand“. Seit 1982 ist er Teil des Impro-Kollektivs „DAS WEIBCHEN“.
* 8. Juni 1963
von Carsten Rohde
Essay
Die sprachkritische, sprachexperimentelle Linie in der deutschen Lyrik führt im Rahmen der Moderne zurück in die Zeit um 1800: zu Hamann und Herder, dann vor allem zu den sprachphilosophischen Reflexionen eines Novalis und zum Teil auch Friedrich Schlegel. Die Sprache gerät in den Sog der progressiven Universalpoesie und also der unendlichen Reflexion. Das Ergebnis ist hier bereits die fundamentale Arbitrarität und Produktivität der sprachlichen Zeichen. Auf ihr basieren im Grunde genommen alle weiteren sprachexperimentellen Leistungen der neueren Literaturgeschichte. Nietzsche, Mauthner, Hofmannsthal-Chandos ...